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Der Schatten im Kopf

3. Mai 2024

Hirneigene Tumore kündigen sich oft durch Krampfanfälle oder neurologische Ausfallserscheinungen an. Deren Diagnose und Behandlung erfordern ein interdisziplinäres Team aus Spezialistinnen und Spezialisten. Das Hirntumorzentrum am KSA ist für Betroffene und ihre Angehörigen hierbei bestens aufgestellt.

  • Autor / Autorin Dr. med. Christian Musahl
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
  • Themen Neuro+
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Hirneigene Tumore sind Tumore, die im Gehirn entstehen und sich mehr oder weniger bösartig entwickeln. «Betroffene leiden häufig unter epileptischen Anfällen oder können bestimmte Tätigkeiten nicht mehr wie gewohnt ausführen», erklärt Dr. med. Christian Musahl, der das Hirntumorzentrum am KSA leitet. Wenn sich in der weiterführenden Bildgebung der Verdacht auf einen Hirntumor ergibt, erfolgt die Vorstellung in der Hirntumorsprechstunde. 

Diagnose hirneigener Tumor, was nun? 

Die Behandlung hängt vom Grad der Bösartigkeit des Tumors ab. Möglich sind: Chirurgische Entfernung, Bestrahlung, Chemotherapie sowie eine Kombinationsbehandlung. Der Entscheid für die jeweilige Therapie erfolgt im wöchentlichen neuroonkologischen Tumorboard. Spezialistinnen und Spezialisten aus der Neurochirurgie, Onkologie, Radio-Onkologie, Neuroradiologie und Neurologie diskutieren dabei die Fälle von Betroffenen und legen die optimale Behandlung gemeinsam fest. «Anschliessend werden die Betroffenen und ihre Angehörigen über die Optionen aufgeklärt und ausführlich beraten», sagt Prof. Dr. med. Lukas Andereggen, Leitender Arzt der Neurochirurgie. Liegt der Tumor beispielsweise in der Nähe des Sprachzentrums, kann das bedeuten, dass eine sogenannte Wachoperation notwendig ist. 

Die Wach-OP: Teamarbeit von Mensch und Technik 

Eine Wachoperation erfordert eine umfassend orchestrierte Planung. Expertinnen und Experten aus der Neurologie, Neuropsychologie, Neurochirurgie und Neuroanästhesie sind in die Vorbereitung involviert und besprechen vor der OP die einzelnen Schritte. Die Neurochirurgin bzw. der Neurochirurg zeichnet vorgängig die Tumorausdehnung, wichtige Funktionsareale und Faserverbindungen mittels Computer-Software ein. Dies dient zur Navigations- und Orientierungshilfe während des Eingriffs. Eine Neuropsychologin oder ein Neuropsychologe bereitet die betroffene Person auf den Eingriff vor und betreut sie in der Wachphase während der Operation. Medizinisch-technische Assistentinnen und Assistenten überwachen mittels intraoperativen Monitorings kontinuierlich das Sprach- und das Bewegungszentrum des Gehirns. Nach dem Freilegen der Hirnoberfläche wird die Person geweckt. Nun geht es los mit dem sogenannten Brain mapping.


Den operierten Personen werden Bilder gezeigt, die Sie sich am Vortag eingeprägt haben und deren Motive sie zu nennen aufgefordert werden. Währenddessen stimulieren die Neurochirurgen einzelne Areale am Gehirn. Werden funktionale Areale stimuliert, verliert die Patientin oder der Patient vorübergehend die Fähigkeit zu sprechen, zu verstehen oder sich zu bewegen. So identifizieren die Operateure wichtige Hirnregionen und können diese bei der Tumorentfernung gezielt schonen. Unter ständiger Kontrolle der Hirnfunktionen wird danach der Tumor bis zum Auftreten von Symptomen reseziert. «Diese kritische Phase dauert 1 bis 1,5 Stunden», sagt Lukas Andereggen. Wichtig ist, vom Tumor so viel wie möglich zu entfernen, ohne ein bleibendes Defizit zu verursachen. Um das zu erreichen, ist dem Team kein Aufwand zu gross, da es für das Wohlergehen der Betroffenen elementar ist. «Auch wenn einen beim Gedanken an eine Wachoperation ein unbehagliches Gefühl überkommt, empfinden die meisten Betroffenen den Eingriff als positiv, da sie gut vorbereitet werden und genau wissen, was auf sie zukommt», erklärt Christian Musahl.

Pflege Hirntumorzentrum

Ein Hirntumor belastet Betroffene und ihre Angehörigen. Die spezialisierten Pflegekräfte des Hirntumorzentrums übernehmen die umfassende Betreuung von Anfang bis Ende und kümmern sich um alle Belange. Sie organisieren unter anderem die Unterbringung in Rehabilitationseinrichtungen, vermitteln Kontakte zur Krebsliga oder zur psychoonkologischen Betreuung. Psychologinnen und Psychologen unterstützen Betroffene während und nach der Behandlung und helfen ihnen im Umgang mit der Erkrankung. Der Sozialdienst ist bei Fragen zu Beruf, Sozialversicherung und Sozialleistungen für sie da.

Nicht nur Kopfsache

Auf unserer Themenseite neuro.ksa.ch gewähren wir einen Einblick in die Welt der Neuromedizin am KSA:

  • Wir zeigen am Modell auf, wie eine Hirntumor-OP abläuft.
  • Wir berichten über die neusten Erkenntnisse in der Behandlung von Schlaganfällen und erklären, was bei Verdacht auf einen Hirnschlag zu tun ist.
  • Noch vergesslich oder schon dement? Wann sollte man sich oder seine Angehörigen professionell untersuchen lassen?

Das und vieles mehr erfahren Sie auf unserer Themenseite zum Schwerpunkt Neuroerkrankungen.

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