Die Schulter sowie der Ellenbogen sind sehr komplexe Gelenke, die praktisch bei jeder täglichen Aktivität im Einsatz stehen.
Beim Sport und bei sehr vielen körperlich belastenden Berufen werden Schulter- und Ellenbogengelenke jeden Tag von früh bis spät beansprucht. Bereits geringe Funktionseinschränkungen und Schmerzen können deswegen den Alltag sehr stark beeinträchtigen. Schulter- und Ellenbogenbeschwerden können viele Ursachen haben. Bei anhaltenden Beschwerden oder Schmerzen können einige auf konservativem Weg behandelt werden, andere benötigen weiterer Abklärungen und eine entsprechende Therapie.
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Eine Arthrose des Schultergelenks wird Omarthrose genannt. Bei einer Arthrose (Gelenkverschleiss) kommt es grundsätzlich zu einer Abnutzung des Gelenkknorpels und einem langsamen, aber zunehmenden Funktionsverlust durch knöcherne Anlagerungen und Veränderungen der Weichteile.
Ursachen
Neben altersbedingten Abnutzungserscheinungen können auch Unfälle, Infektionen, Stoffwechselerkrankungen und chronische Sehnenrisse oder Gelenksinstabilitäten eine Arthrose verursachen. Bis heute ist noch keine zuverlässige Methode bekannt, ein arthrotisches Gelenk zu heilen.Behandlungen
Die Behandlung von Gelenkverschleiß zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern, das Fortschreiten des Verschleißes zu verlangsamen und einen Gelenkersatz möglichst lange hinauszuzögern. Je nach Ausmass der Gelenkschädigung bei Diagnosestellung kommen verschiedenste therapeutische Behandlungsansätze in Frage: Medikamente, Infiltrationen, Arthroskopisches «Debridement», Physiotherapie oder Gelenkersatz-Operation.Da Arthrose nicht lebensgefährlich ist, wird eine Operation erst bei starkem Leidensdruck des Patienten, etwa durch starke, schwer erträgliche Schmerzen oder eine deutliche Einschränkung der Schulterfunktion erwogen. Kann mit konservativen Maßnahmen keine Beschwerdelinderung oder Funktionsverbesserung mehr erreicht werden, kommen operative Verfahren zum Einsatz.
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Sehnenrisse der grossen Oberarmmuskeln am Ellenbogenansatz treten entweder vorne (Bizeps) oder hinten am Ellenbogen (Trizeps) auf. Da beide Muskeln für die kraftvolle Beugung, Streckung und Drehung des Ellenbogens/Unterarms verantwortlich sind, müssen Sehnenrisse dieser Muskeln meist operativ behandelt werden.
Symptome
Ein Riss der Bizepssehne am Ellenbogen äußert sich durch akute Schmerzen, manchmal begleitet von einem hörbaren Reißen, sowie einer anschließenden Kraftminderung bei der Beugung und Drehung des Unterarms. Oft, aber nicht immer, tritt ein Bluterguss auf. In manchen Fällen zieht sich der Muskelbauch des Oberarms Richtung Schulter zurück, was leicht diagnostiziert werden kann. Ein Riss der Trizepssehne auf der Rückseite des Ellenbogens verursacht ähnliche Beschwerden, ist jedoch seltener. Hier ist vor allem die Streckfunktion des Ellenbogens beeinträchtigt.Behandlungen
- Bizepsriss: Die Behandlung richtet sich nach Alter und Funktionsanspruch des Patienten, ebenso, ob der Riss akut auftritt oder bereits mehrere Wochen oder Monate alt ist. Bei aktiven, berufstätigen Patienten wird in der Regel immer eine möglichst frühzeitige Operation empfohlen. Hierbei wird der abgerissene Sehnenstumpf wieder am Knochen befestigt, damit nach Ausheilung die normale Funktion und Belastbarkeit wiederhergestellt werden kann. Eine nichtoperative Behandlung ist in der Regel nur bei sehr niedrigem Anspruch und fortgeschrittenem Alter eine sinnvolle Option.
- Trizepsriss: Auch hier gilt die operative Reparatur der Sehne an den Knochen als Empfehlung, eine nichtoperative Behandlung ist nur in seltenen Fällen sinnvoll.
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Ein Impingement der Schulter ist eine mechanische Reizung der Schleimbeutelschicht unter dem Schulterdach. Dies, so wie Kalkablagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette (Kalkschulter), können starke Schmerzen und Funktionseinschränkungen verursachen.
Entzündet sich die Gelenkkapsel, führt dies zu einer schmerzhaften Schrumpfung und Verdickung, was als "Frozen Shoulder" bezeichnet wird.
Die lange Bizepssehne des vorderen Oberarmmuskels, kann am Gelenkeintrittsort (Pulley-Läsionen) oder auch am Ansatzpunkt im Gelenk selbst (SLAP-Läsionen) Beschwerden verursachen. Zudem können Veränderungen oder Verletzungen im Bereich des AC-Gelenks Schmerzen an der Schulter bereiten, obwohl das Schultergelenk selbst gar nicht betroffen ist.
Symptome
Alle genannten Strukturen können bei Verletzungen, mechanischer Reizung oder Entzündungen Schmerzen und Funktionsstörungen der Schulter in unterschiedlichem Ausmaß verursachen. Da sie eng beieinander liegen, ist die genaue Ursache der Beschwerden oft schwer zu bestimmen, und nicht selten können mehrere Probleme gleichzeitig vorliegen. Eine Kombination aus körperlicher Untersuchung, bildgebenden Verfahren und z. T. Infiltrationsversuchen ist häufig erforderlich, um die genaue(n) Ursache(n) zu identifizieren und gezielt zu behandeln.Behandlung
Solche Problematiken werden meist mit einer Schulterarthroskopie behandelt. Dabei können alle oben genannten Ursachen durch einen kleinen, schonenden Eingriff behandelt werden.Bevor eine Operation in Frage kommt, werden zunächst alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft. Bei einer Schleimbeutelentzündung, wie beim Impingement, wird versucht, die Entzündung durch Physiotherapie und gegebenenfalls entzündungshemmende Spritzen zu lindern. Erst wenn diese Massnahmen versagen, kommt eine operative Therapie in Frage. Eine Kalkschulter wird alternativ zur Operation durch Needling oder Stosswellen behandelt. Eine Schultersteife wird nur in den seltensten Fällen operiert, da die zugrunde liegende Gelenkkapselentzündung in der Regel von selbst ausheilt. Bizepsprobleme, insbesondere Pulley-Läsionen, werden überwiegend operativ therapiert, da konservative Ansätze oft nicht ausreichen und sich der Schaden verschlimmern kann.
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Das Schultergelenk ist am häufigsten von Auskugelungen betroffen, wobei in 90 % der Fälle der Oberarmkopf nach vorne unten rutscht, in 10 % nach hinten.
Verletzungsmuster
Nach Auskugeln des Schultergelenks treten eine Reihe typischer Verletzungsmuster auf. Abhängig von Art, Lage und Ausmaß der Verletzungen wird entweder eine konservative Behandlung oder eine operative Stabilisierung empfohlen. Zur genauen Diagnose sind oft zusätzliche bildgebende Verfahren wie MRT oder eine CT mit 3D-Rekonstruktion erforderlich.Typische Verletzungsfolgen
- Eindellung des Oberarmkopfes (sog. Hill-Sachs-Läsion)
- Abscherung der Gelenklippe (Bankart-Läsion)
- Abscherung der Gelenklippe mitsamt einem Stück
- Pfannenknochen und/oder Knorpel (knöcherne Bankart-Läsion, GLAD)
- SLAP-Läsionen (Verletzungen des Bizepsankers)
- Rotatorenmanschettenrisse
- Knorpelschäden an Kopf und/oder Gelenkspfanne
- Knochenbrüche am Oberarmkopf oder Pfanne
- Nervenschäden
Behandlungen
Ziel jeder Behandlung ist die Wiederherstellung eines stabilen Gelenks und das Vermeiden weiterer Auskugelungen. Dabei werden das Ausmaß der Verletzungen, das Alter des Patienten sowie berufliche und sportliche Anforderungen berücksichtigt. Bei geringen Gelenkschäden kann eine konservative Therapie mit physiotherapeutischer Kräftigung der Schultergürtelmuskulatur ausreichen. Andernfalls kommen, je nach Schwere der Schäden, verschiedene arthroskopische oder offene Operationsmethoden zur Stabilisierung des Gelenks in Betracht. -
Die Rotatorenmanschette ist eine Gruppe von Schultermuskeln, die am Schulterblatt ihren Ursprung haben und deren Sehnen in einer Art gemeinsamer Sehnenplatte (Manschette) am Oberarmkopf ansetzen. Durch das koordinierte Zusammenarbeiten dieser Muskeln und Sehnen kann der Arm bewegt und in der am Schulterblatt gelegenen Gelenkpfanne stabilisiert werden. Risse in diesen Sehnen sind einerseits sehr häufig nach Stürzen und Unfällen, andererseits kommt es auch mit zunehmendem Alter zu abnutzungsbedingten Schäden dieser Sehnenplatte.
Symptome
Kommt es im Rahmen eines Sturzes oder Unfalls zu einem Sehnenriss, sind in der Regel starke Schmerzen und eine entsprechende Funktionsbeeinträchtigung der Schulter die Folge. Betroffene können den Arm oft nicht mehr über Schulterhöhe heben und geben Schmerzen bei Belastung und Bewegungsversuchen an. Bei abnutzungsbedingten Schäden hingegen können sich Sehnenrisse sehr langsam und über einen langen Zeitraum «still» entwickeln, somit erst in fortgeschrittenen Stadien auffallen. Sehr häufig gibt es Mischformen, bei denen zusätzlich zu vorgeschädigten Sehnen ein «Bagatellunfall» den Schaden deutlich vergrössert.Diagnose (Methodik)
Ob ein Sehnenriss operativ oder konservativ behandelt werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab: Ausmass der Beschwerden und funktionellen Einschränkungen, Allgemeinzustand, berufliche und sportliche Anforderungen und Wünsche, Zustand des Gelenks sowie Sehnenqualität der gerissenen Sehne, Zustand der Muskulatur und viele weitere, individuelle Faktoren.Behandlung
Viele Sehnenrisse der Rotatorenmanschette können durch gezielte Aufbauarbeit mittels Physiotherapie ohne Operation, behandelt werden. Hier werden die noch intakten Strukturen optimiert, um die Schulterfunktion zu verbessern oder gar wieder so gut wie uneingeschränkt herzustellen.Im Fall einer Operation werden die gerissenen Sehnen über einen arthroskopischen Eingriff an der Stelle am Knochen befestigt, von der sie abgerissen sind. Selten erfolgt dies durch eine offene Operation mit einem größeren Schnitt. Im selben Eingriff können zudem Begleitverletzungen, wie ein Riss der Bizepssehne, oder auch ungünstige anatomische Voraussetzungen (Akromionsporn, Enge unter dem Schulterdach) mitbehandelt werden.
Nach der Operation wird die Schulter für 6 Wochen in einer Orthese ruhiggestellt, damit die Sehnen unter möglichst wenig Spannung am Knochen wieder anwachsen können. Die Nachbehandlung dauert in der Regel 4–9 Monate und erfordert Geduld sowie rechtzeitige Physiotherapie.
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Die häufigsten Beschwerden am Ellenbogen betreffen die Sehnenansätze der Unterammuskulatur. Sind die äusseren Sehnen betroffen, spricht man vom «Tennisarm» oder «Tennisellenbogen», betrifft es die Sehnenansätze auf der Innenseite des Ellenbogens, so nennt man dies einen «Golferellenbogen». Ursache beider Krankheitsbilder sind in der Regel überlastungsbedingte Schädigungen des Sehnenansatzes am Knochen, die vom Körper selbst nicht richtig zur Ausheilung gebracht werden.
Symptome
Betroffene berichten über Schmerzen bei Bewegung und vor allem bei Belastung, was alltägliche und berufliche Tätigkeiten stark einschränkt. Durch die Schmerzen kann nur noch wenig Kraft aufgewendet werden, was bei vielen Betroffenen zu einem längeren Arbeitsausfall führt.Behandlung
Bei der überwiegenden Anzahl von Patienten gehen die Beschwerden von selbst wieder weg. Unterstützend können schmerzstillende Medikamente, Physiotherapie und Orthesen angewendet werden. Darüber hinaus sollte eine Belastungsanpassung im Alltag und im Beruf erfolgen. In hartnäckigen Fällen kommen auch am Ellenbogen Infiltrationstherapien in Frage. Eine operative Intervention ist selten notwendig, im Falle langwieriger oder sehr ausgeprägter Beschwerden aber sinnvoll.