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Ein neues Leben – dank hochpräziser Unterstützung

14. Juli 2025

Nach schwerer Bandscheibenabnutzung und Jahren mit Beinschmerzen kann Susanne H. dank einer minimal-invasiven Operation am Kantonsspital Aarau wieder schmerzfrei leben. Möglich wurde das durch den Einsatz der Robotic Suite.

  • Autor / Autorin PD Dr. med. Markus Bruder
  • Lesedauer ca. 3 Minuten
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Noch vor wenigen Monaten war an längere Spaziergänge nicht zu denken. Susanne H., 60, hatte beim Gehen Schmerzen, ihr linkes Bein knickte oft einfach weg. Autofahren war eine Belastung, Schlaf eine Herausforderung. Dank eines Eingriffs an ihrer Wirbelsäule – mithilfe der neuartigen Robotic Suite des Kantonsspitals Aarau (KSA) – kann sie heute wieder mit ihren Hunden durch die Natur spazieren.

Diagnose nach Jahren der Unsicherheit

«2018 hatte ich einen Hirnschlag und war auf der linken Seite gelähmt», erzählt Susanne H. Die Rehabilitation war lang, doch sie kämpfte sich zurück. Erst schleichend, dann immer stärker traten neue Beschwerden im linken Bein auf – Schmerzen, Instabilität, Ausfälle. «Man dachte lange, das komme vom Hirnschlag», sagt Susanne H. Erst spät stellte sich heraus: Die Ursache war ein Gleitwirbel, der den Nerv im Rücken einengte. Durch die einseitige Belastung nach dem Hirnschlag wurde die Abnutzung an der Wirbelsäule zusätzlich beschleunigt. «Meine Bandscheibe war praktisch weg, der Wirbel hat direkt auf den Nerv gedrückt», sagt sie. Die Schmerzen wurden unerträglich. «Ich bin beim Laufen öfter einfach umgefallen, weil das Bein nicht mehr mitmachte.»

Für eine Besserung der Beschwerden war eine Operation unumgänglich. «Mir wurde gesagt, dass die Schäden dauerhaft bleiben, wenn man jetzt nichts unternimmt.» Vor dem Eingriff habe sie weniger Angst als Hoffnung verspürt: «Weil ich rund um die Uhr Nervenschmerzen hatte und es einfach nicht mehr ging.»

Mit höchster Präzision minimal-invasiv durch die Haut

Die Lösung war eine sogenannte Versteifung der betroffenen Wirbel: Der beschädigte Bereich wurde mit einem Bandscheibenersatz stabilisiert und mit Schrauben fixiert. Der Eingriff selbst war komplex – besonders auf der linken Seite war die Platzierung der Schrauben aufgrund der Anatomie der Patientin schwierig. Genau hier kam die neue Robotic Suite des KSA zum Einsatz. Sie kombiniert mehrere Hightech-Komponenten: den robotischen Scanner «LoopX», den fein steuerbaren Arm «Cirq» sowie ein Navigationssystem, das alle Daten in Echtzeit verbindet.

«Diese Technik ermöglicht uns komplexere und noch gezieltere, sichere Behandlungen. Bei herkömmlicher Technik hätten wir ein weiteres Wirbelsegment mitversteifen müssen – das hätte mehr Aufwand, eine längere Genesungszeit und mögliche Folgeprobleme bedeutet», erklärt PD Dr. med. Markus Bruder, Leitender Arzt und Leiter der Wirbelsäulenchirurgie in der Klinik für Neurochirurgie am KSA. Dank der hochauflösenden 3D-Bildgebung und der präzisen Navigation konnte das Team jedoch minimal-invasiv und punktgenau arbeiten. «Wir konnten durch nur 1,5 cm lange Schnitte die Schrauben exakt setzen – und zwar auch dort, wo es mit Röntgen allein nicht möglich gewesen wäre.»

Die Robotic Suite am KSA: Sie kombiniert 3D-Bildgebung, Navigation und robotergestützte Instrumentenführung für besonders präzise Eingriffe-
Die Robotic Suite am KSA: Sie kombiniert 3D-Bildgebung, Navigation und robotergestützte Instrumentenführung für besonders präzise Eingriffe-

Hightech mit spürbarem Nutzen

Die Robotic Suite ist am KSA seit Januar 2025 im täglichen Einsatz. Sie kommt vor allem bei komplexen Hirn- und Wirbelsäulenoperationen zur Anwendung und ist die einzige ihrer Art in der Schweiz. Durch die Kombination aus bildgeführter Navigation und robotischer Unterstützung lassen sich Eingriffe nicht nur präziser, also sicherer, sondern auch schonender durchführen. «Wir sparen Operationszeit, senken das Risiko für Infektionen, und die Patientinnen und Patienten können schneller wieder in ihren Alltag zurückkehren», so Bruder.

Bei Susanne H. war das besonders deutlich: Bereits drei Tage nach dem Eingriff konnte sie das Spital verlassen. Der grösste Erfolg: Der jahrelange Nervenschmerz war praktisch sofort verschwunden. «Natürlich hatte ich noch Operationsschmerzen – aber dieser stechende Nervenschmerz war einfach weg. Das war ein riesiges Geschenk.»

Zwischen Vertrauen und Technik

Über den Einsatz der Robotic Suite wurde Susanne H. vor dem Eingriff informiert. Was sie davon hielt? «Ich hatte gemischte Gefühle», sagt sie rückblickend. «Man weiss ja, dass die Ärztinnen und Ärzte operieren – aber es ist trotzdem speziell, wenn Roboter dabei helfen.» Als Laie könne man sich das schwer vorstellen. «Aber man ist froh, dass es das gibt – und dass es funktioniert.»

Heute ist sie nahezu schmerzfrei. Sie kann wieder sitzen, stehen, gehen – und vor allem: leben. «Ich kann mit meinen Hunden spazieren gehen, ohne Angst zu haben, plötzlich umzufallen. Auch schlafen kann ich wieder viel besser.» Nach Hirnschlag und Rückenoperation spricht sie von einem dritten Leben. Für Markus Bruder ist klar: Die Robotic Suite ist kein Ersatz für chirurgisches Können – aber ein starkes Werkzeug. «Die Technik unterstützt uns, sie macht uns präziser, sicherer. Entscheidend bleibt aber immer der Mensch – in der Ausführung genauso wie in der Verantwortung.»

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