Hilfe bei Arthrose: Wie die Gelenkembolisation Schmerzen lindert
27. August 2025
Die Gelenkembolisation ist ein neues minimalinvasives Verfahren zur Behandlung chronischer Gelenkschmerzen. Sie setzt dort an, wo eine krankhafte Überdurchblutung Entzündungen und Schmerzsignale im Gelenk verstärkt – und kann Beschwerden gezielt und nachhaltig lindern.
- Autor / Autorin Dr. med. Hans Martin Gissler
- Lesedauer ca. 3 Minuten
Als Evi Rohner (Name geändert) eines Morgens wieder einmal nicht ohne Hilfe aus dem Bett aufstehen kann, ist für sie klar: So kann es nicht weitergehen. «Die Schmerzen im Knie waren so stark, dass ich kaum noch gehen konnte», erinnert sich die 93-Jährige. «Vor einem Jahr war ich noch ohne fremde Hilfe unterwegs, aber dann wurde es immer schlimmer.» Schmerzmittel, Kortisonspritzen, Physiotherapie – nichts half nachhaltig. Wegen ihres hohen Alters kam eine Operation zudem nicht infrage.
«Meine Tochter hat dann im deutschen Fernsehen einen Beitrag über Gelenkembolisation gesehen», erzählt sie. «Sie hat recherchiert und herausgefunden, dass das KSA diesen Eingriff anbietet.»
Ein sehr schonender Eingriff
«Bei einer Gelenkembolisation behandeln wir eine Entzündungsreaktion im Bereich des Gelenks oder Sehnenansatzes. Dort können sich krankhafte Blutgefässe bilden, die das Entzündungsgeschehen aufrechterhalten und Schmerzen verursachen», erklärt Dr. med. Hans Martin Gissler, Leiter der Interventionellen Radiologie am KSA. Diese Gefässe werden mit einem Mikrokatheter gezielt angesteuert und mit winzigen biologisch abbaubaren Partikeln verschlossen. «Die normale Blutversorgung des Gelenks bleibt dabei erhalten. Aber die übermässige Durchblutung in der Entzündungsregion wird reduziert, die Bildung hypersensitiver Nervenverbindungen wird unterbunden und damit werden auch die Schmerzen reduziert», sagt er weiter.
Der Eingriff dauert rund 60 bis 90 Minuten und erfolgt unter lokaler Betäubung. «Viele Patientinnen und Patienten sind erstaunt, wie schnell sie danach wieder auf den Beinen sind», so Dr. Gissler. Auch Evi Rohner konnte bereits kurz nach dem Eingriff wieder gehen. «Schon kurz nach der Operation bin ich aufgestanden und losgelaufen. Ich hatte kaum Schmerzen und keine Beschwerden. Es war unglaublich.»
Wer profitiert von der Methode?
Die Gelenkembolisation eignet sich für Menschen mit chronischen Gelenkschmerzen, die auf Behandlungen wie Schonung, Physiotherapie, Infiltrationstherapie und Schmerzmedikation nicht ansprechen. Am häufigsten wird sie bei Kniearthrose eingesetzt; sie ist aber auch bei Beschwerden an Schulter («Frozen Shoulder»), Hüfte, Ellenbogen und Daumengrundgelenk eine Option. Selbst bei Knie- oder Hüftprothesen ist ihr Nutzen in vielen Fällen belegt. Überbeanspruchung bei beruflichen Tätigkeiten oder intensivem sportlichen Training führt zu einer Reizung von Sehnen (Tendinopathie), zu Beschwerden beispielsweise in Fusssohle (Plantarfasziitis), Achillessehne oder der Unterseite der Kniescheibe (Patellaspitzensyndrom, «Jumper’s Knee»), wo die Gelenkembolisation gleichfalls zum Einsatz kommt.
«Ich konnte mein Knie endlich wieder biegen. Vorher war das fast nicht mehr möglich. Das Einsteigen ins Auto oder Aufstehen vom Stuhl fällt mir heute viel leichter», berichtet Evi Rohner. Vor dem Eingriff lagen ihre Schmerzen regelmässig auf einer Skala bei 9 von 10. Jetzt maximal noch bei 6.
Dr. Gissler betont: «Das Verfahren ist besonders für Menschen geeignet, bei denen ein operativer Gelenkersatz (noch) nicht infrage kommt oder hinausgezögert werden soll. Aber auch überlastungsbedingte Entzündungen bei sportlich aktiven Menschen können so behandelt werden.»

Ein Eingriff mit Potenzial
Die Gelenkembolisation stammt ursprünglich aus Japan und wird international zunehmend eingesetzt. Studien zeigen eine Erfolgsrate für die Kniegelenksembolisation von über 80 Prozent. Viele Patientinnen und Patienten berichten schon in der ersten Woche nach dem Eingriff von einer deutlichen Besserung. Ziel ist es, die chronische Entzündung und so die Schmerzspirale zu unterbrechen. Dabei ist der Eingriff minimalinvasiv, das heisst ohne grössere Schnitte oder lange Erholungszeit.
«Eine sorgfältige Vorabklärung mit bildgebender Diagnostik ist für die Beratung und das Aufklärungsgespräch wichtig», so Dr. Gissler. «Nur so kann man entscheiden, ob der Eingriff erfolgversprechend ist.» Nebenwirkungen sind selten, aber möglich: Rötungen, Schwellung, ein Wärmegefühl oder in sehr seltenen Fällen eine allergische Reaktion auf das Kontrastmittel. Evi Rohners Urteil nach der Behandlung ist klar: «Der Eingriff hat mir sehr geholfen».