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Zurück im Leben

3. August 2020

Nach einer Notoperation und einem harten Genesungsprozess erzählt Michel Guex von der entscheidenden Rolle seiner Frau, die ihn ermutigte, ins Krankenhaus zu gehen, wo eine lebensbedrohliche Diagnose gestellt wurde. Trotz der Herausforderungen verlor er nie den Mut, gestärkt durch die Unterstützung seiner Liebsten und das medizinische Team. 

  • Autor / Autorin KSA
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
  • Themen KSA Stories
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Michel, wie geht es dir?

Mir geht es eigentlich gut... (lacht) ich kann nicht klagen.

Es sind jetzt vier Jahre her, seit du notfallmässig operiert wurdest und danach während mehr als einem Jahr in Behandlung warst. Erinnerst du dich noch an den Zeitpunkt, wo du merktest: Jetzt ist es nicht mehr gut? Was geht einem da durch den Kopf?

Diesen Punkt hatte ich so selber nicht erlebt. Es war so: An einem Samstag hatte ich plötzlich diese Bauchschmerzen, aber ich wollte nicht unbedingt gleich zum Arzt. Es war meine Frau, die mir riet, in den Notfall zu gehen. Sie merkte, dass es kritisch wurde.

Was geschah dann?

Im Notfall des KSA haben sie sofort meine Blutwerte untersucht, aber zunächst nichts Auffälliges gefunden. Zuerst dachten die Ärzte, es wären Nierensteine. Am Abend haben sie dann erneut die Blutwerte kontrolliert und da wurde klar, dass ich eine akute Blutvergiftung hatte. In der anschliessenden Computertomographie hat man das Loch in der Darmwand gesehen, wo der Darminhalt in den Bauch gelangte. Es folgte eine Notoperation, bei der ein Darmstück entfernt und ein künstlicher Darmausgang gelegt wurde. Während der Notoperation und in den folgenden fünf Tagen, als dann auch noch meine Nieren versagten und ich eine Lungenembolie hatte, war ich in einem künstlichen Koma. Meine Frau bekam von den Ärzten die Nachricht, dass meine Situation zwischen stabil und kritisch läge und die Prognose unsicher sei. Da hat meine Frau mit ihrer Familie telefoniert und es wurde ihr geraten, Hilfe zu suchen, damit sie nicht alleine sei in dieser schwierigen Zeit. Genau da hat zufällig mein Handy geklingelt und Boris Eichenberger, ein Kunde von mir, hat angerufen. Herr Eichenberger ist Theologe. Da wusste meine Frau sofort, wer sie und mich begleiten würde! Und von da an kam Herr Eichenberger regelmässig mit ins Spital zu Besuch. Wir haben viel zusammen gesprochen und gebetet. 

Wie hat dein Umfeld auf deine Krankheit reagiert?

Mein Umfeld hat sehr stark reagiert. Besonders als ich im Koma war, zwischen Leben und Tod. Erst als ich wieder wach wurde, ging es allen besser. Diese Zeit auszuhalten war sehr schlimm für meine Familie und Freunde. Obwohl wir aus medizinischer Sicht immer wieder neue negative Nachrichten bekamen – die Ursache für den Darmdurchbruch war ja Darmkrebs – ermutigte uns Herr Eichenberger, die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich war dann noch eine Woche in der Intensiv- und auf der Bettenstation im KSA und danach bin ich nach Schinznach in die Reha. Später musste ich auch eine Chemotherapie und Radiotherapie machen.

Gab es den Moment, wo du aufgeben wolltest, wo du dachtest, jetzt mag ich nicht mehr?

Nein. Niemals. Ich wollte so schnell wie möglich wieder mit dem Massieren anfangen. Selbst mit dem Stoma, dem künstlichen Darmausgang, habe ich dann wieder gearbeitet. Ich wurde aber auch von den Ärztinnen und Ärzten im KSA so gut behandelt, Frau Dr. Werder und Herr Dr. Nebiker, die sind tipptopp. Meine Frau sagte immer, Frau Dr. Werder hätte mich wie ein Mitglied ihrer eigenen Familie behandelt.

Woher hattest du die Kraft für deinen Optimismus?

Ich weiss es nicht genau. Ich sehe das Leben meist positiv. Ich denke immer, für jedes Problem gibt es eine Lösung. Ich bin höchstens fünf Minuten pessimistisch, danach sehe ich wieder das Gute im Leben.

Wer hat dich besonders unterstützt?

Meine Frau kam jeden Tag zwei oder dreimal ins Spital zu Besuch. Herr Eichenberger unterstützte mich vor allem, indem er mich während der Zeit in der Intensivstation begleitete. Er meinte immer wieder, dass meine Zeit noch nicht gekommen sei. Er hat auch mit aufmunternden Gesprächen die Stimmung aufgelockert. Auch die Pflegefachkräfte und Ärzte im Spital haben gut zu mir geschaut.

Hat die Krankheit dein Leben verändert?

Nein, das kann man nicht sagen. Ich wusste sowieso, dass ich diese Krankheit überstehen werde. Für mich war es klar, dass diese Krankheitsepisode ein Einzelfall bleiben würde.

Wenn du zurückschaust auf dein Leben, hättest du etwas anders gemacht?

Ja, ich wäre früher zur Darmspiegelung gegangen. Ich hätte das machen sollen. Aber im Nachhinein lässt sich das einfach sagen. 

Manchmal ist eine solche Diagnose für die Angehörigen fast schwerer auszuhalten als für einen selber.Was ist dein Tipp an die Angehörigen?

Man soll immer Hoffnung haben und nie aufgeben. Ich bin ein gläubiger Mensch und habe viel Unterstützung erfahren. Das Leben weiterzuführen ist wunderschön.

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