10 Jahre Institut für Rechtsmedizin am KSA
2. September 2024Von aufgeklärten Jahrhundertverbrechen bis zur Beurteilung von berauschten Autolenkern – die Rechtsmedizin am KSA ist eine Erfolgsgeschichte.
Das Institut für Rechtsmedizin (IRM) am Kantonsspital Aarau feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre zeigt eindrucksvoll, wie vielseitig die Aufgaben der Forensikerinnen und Forensiker sind – und wie wichtig der Beitrag des Instituts für Rechtsmedizin für die Rechtssicherheit ist.
Viel Eingewöhnungszeit blieb dem neuen Forensik-Team nicht, als das Institut für Rechtsmedizin am Kantonsspital Aarau 2014 gegründet wurde: 2015 erschütterte der grausame Mordfall Rupperswil die ganze Schweiz. Das war der erste aufsehenerregende Fall, den das Team um Institutsleiter und Chefarzt Dr. Daniel Eisenhart unter grosser Anteilnahme der Öffentlichkeit zusammen mit den Strafuntersuchungsbehörden zu lösen hatte. Die akribische Arbeit der Rechtsmedizinerinnen und Rechtsmediziner hat dabei wesentlich zur Verurteilung des Täters beigetragen. Ein aktuelles Beispiel für die gewichtige Rolle des Instituts bei der Aufklärung von Verbrechen war der Badenwannen-Mord von Bergdietikon, über den die Medien ausführlich berichteten. Der Täter hatte seine Ehefrau ertränkt, inszenierte den Tatort jedoch so, dass zunächst von einem Suizid ausgegangen wurde. Nach den durchgeführten rechtsmedizinischen Untersuchungen war jedoch klar, dass eine Tötung vorlag. Der Täter wurde schliesslich vom Bezirksgericht Baden im Juni 2024 zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt, wie die Aargauer Zeitung berichtete.
Nähe zum KSA ist wichtig
Dass das Institut für Rechtsmedizin zum KSA gehört, hat einen unmittelbaren Nutzen für Patientinnen und Patienten, die beispielsweise mit fremd zugefügten Verletzungen nach häuslicher Gewalt oder einem Sexualdelikt das KSA aufsuchen. So können die Forensikerinnen und Forensiker unmittelbar aufgeboten werden und Beweise sichern. Diese Nähe und die damit einhergehende rasche Verfügbarkeit rechtsmedizinischer Expertise im Spital ist entscheidend: Um zum Beispiel bei einem Vergewaltigungsfall biologisch vergängliche Beweise sicherzustellen, kann das IRM zur Spurensuche hinzugezogen werden, noch bevor sich die betroffene Person allenfalls Tage oder Wochen später zu einer Strafanzeige entschliesst. Neben der Aufklärung von Straftaten hat das Institut für Rechtsmedizin diverse weitere Tätigkeitsfelder wie zum Beispiel die Beurteilung der Fahreignung. Fahrzeuglenker, bei denen das Strassenverkehrsamt nach einem positiven Alkohol- oder Drogentest eine Suchtproblematik vermutet, müssen beim IRM regelmässig einen
Abstinenznachweis erbringen. Diese Untersuchungen haben in den letzten 5 Jahren um über 30 Prozent zugenommen: Die Toxikologinnen und Toxikologen des IRM untersuchten 2023 rund 2300 Haarproben. Die aus Filmen und Literatur bekannten Urin-Tests werden dabei immer seltener verwendet. Das IRM setzt seit längerem modernste Technik ein und untersucht Haare auf entsprechende Wirkstoffe oder Stoffwechselprodukte. Dies hat erhebliche Vorteile gegenüber dem Urin-Verfahren. Der Hauptvorteil: Die Untersuchung ist für Betroffene günstiger und (auch kurzfristige) Terminverschiebungen für die Haarentnahme sind jederzeit möglich, weil bei Haaranalysen das Konsummuster über einen längeren Zeitraum hinweg nachgewiesen werden kann.
Tag der offenen Tür
Anlässlich des Jubiläums lädt das IRM am 14. September 2024 zu einem Tag der offenen Tür ein. Interessierte haben die Möglichkeit, auf einem Parcours Einblick in die vielfältigen Aufgabenbereiche der Rechtsmedizin zu erhalten und sich im direkten Gespräch mit den Expertinnen und Experten aus erster Hand zu informieren. Mehr Informationen zum Tag der offenen Tür: 10 Jahre Rechtsmedizin (ksa.ch).