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«COPD hat mir meine Spontanität genommen»

12. Mai 2025

Urs Koch (62) macht sich zunächst keine Sorgen, als er die Diagnose COPD erhält. Erst nachdem der gelernte Koch mit einer Lungenentzün­dung und Atemnot auf der Notfallstation landet, wird ihm die Tragweite seiner Erkrankung bewusst. Und erst dann schafft es der starke Raucher, von seiner Sucht wegzukommen.

  • Autor / Autorin Prof. Dr. med. Hans-Joachim Kabitz
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
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Urs, wie bist du an COPD erkrankt?

Ausschlaggebend war das Rauchen, das kann ich nicht leugnen. Wie viele zur damaligen Zeit war ich von klein auf Passivraucher, und noch in der Schulzeit habe ich selbst damit angefangen. Ich liebte meinen Beruf als Koch. Aber die Arbeit ist mit viel Stress verbunden, und ich griff immer öfter zur Zigarette, um mich zu entspannen.

Wie hast du es trotzdem geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören?

Leider hat es viel gebraucht. Ich habe erst letztes Jahr auf­gehört, nachdem ich mit schwerer Atemnot auf der Notfall­station lag und dachte: «Jetzt ersticke ich». Schonungslos traf mich die Erkenntnis: Ich muss etwas ändern.

Wie spürst du deine COPD im Alltag?

Kleinste Anstrengungen bringen mich ausser Atem. Ohne Pause schaffe ich es nicht, mich anzuziehen oder zu duschen. Hinzu kommt die psychische Belastung. Die Angst vor einem erneuten Zusammenbruch hindert mich daran, Ausflüge zu unternehmen. Ich war immer ein sehr unternehmenslustiger Mensch, aber die COPD hat mir die Spontanität genommen.

Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass dir das Atmen Mühe bereitet?

Das ist schon 15 Jahre her. Von unserer damaligen Wohnung bin ich regelmässig zum Bus gesprintet. Die Verschnaufpausen wurden immer länger, zum Arzt bin ich deswegen aber nicht.

Würdest du rückblickend früher handeln?

Ja, ich bereue, dass ich mich nicht früher habe untersuchen lassen.

Im Interview spricht Urs Koch offen über seine Krankheit und seine Lebensveränderung.
Im Interview spricht Urs Koch offen über seine Krankheit und seine Lebensveränderung.

Was möchtest du anderen Betroffenen raten?

Insbesondere meinen männlichen Mitmenschen möchte ich ans Herz legen, auf den eigenen Körper zu hören. Ich weiss, wie einfach es ist, Vorsorgeuntersuchungen vor sich herzuschieben. Wenn ich mit meiner Geschichte auch nur eine andere Person moti­vieren kann, sich frühzeitig abklären zu lassen, hat sich dieses Interview gelohnt.

Welche Rolle spielt deine Familie?

Eine sehr wichtige. Meine Tochter ist Pflegefachfrau und unterstützt mich mit Tipps, während mein Sohn bei körperlich anstrengenden Arbeiten aushilft. Meine Frau übernimmt viel Pflegearbeit, dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Sie spricht mir auch Mut und Geduld zu, wovon letztere nicht gerade zu meinen Stärken zählt (schmunzelt).

Wie hast du deine bisherige Zeit am KSA erlebt?

Mein betreuender Arzt am KSA, Herr Prof. Kabitz, ist sensa­tionell. Seine kompetente und positive Art gibt mir Hoffnung. Durch seine Beratung habe ich mich für eine endoskopische Lungenvolumenreduktion entschieden (siehe Box unten).

Was erhoffst du dir für die Zukunft?

Dass es mir nach der Operation besser geht. Ich möchte wieder mehr unternehmen, mich trauen aktiver zu sein und meine Hobbys Fischen und Gärtnern geniessen. Mein grösster Wunsch ist es, wieder arbeiten zu können.

Wie kann eine COPD behandelt werden?

Endoskopische Lungenvolu­menreduktion

Bei schwerer COPD sind Teile der Lunge dauerhaft geschädigt, was die Ausat­mung erschwert. Die endoskopische Lungenvolu­menreduktion mit Ventilen kann helfen. Dabei werden winzige Einwegventile in die Bronchien eingesetzt, die verhindern, dass Luft in die betroffenen Lungenbereiche zurückströmt. Dadurch schrumpfen diese überblähten Abschnitte, was den gesunden Lungenanteilen mehr Platz verschafft und die Atmung erleichtert.

Schutzimpfungen

COPD-Patientinnen und -Patienten reagieren besonders anfällig auf grippale Infekte und andere virale Erkrankungen. Durch Impfungen können sich Betroffene präventiv schützen.

Antikörper-Therapie

In der COPD-Therapie gibt es vielversprechende neue Möglichkeiten. Eine davon ist die Antikörpertherapie, die bisher vor allem bei Asthma eingesetzt wird. Sie hilft, Entzündungen gezielt zu hemmen und die Erkrankung besser zu kontrollieren.

Luft – Lunge – Leben

«Ohne Luft kein Leben» – eine einfache Wahrheit, der wir uns nur selten bewusst sind. Jeder Atemzug versorgt den Körper mit Sauerstoff, der die Zellen am Leben erhält. Atmen geschieht meist unbemerkt. Erst wenn unsere Lungen nicht mehr einwandfrei funktionieren, spüren wir, wie wichtig sie für unsere Gesundheit sind.

Am KSA engagieren sich Spezialistinnen und Spezialisten aus der Pneumologie, Thoraxchirurgie und Schlafmedizin für die bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten – mit modernster Diagnostik, langjähriger Erfahrung und interdisziplinärer Zusammenarbeit.

Auf lunge.ksa.ch erhalten Sie spannende Einblicke in diese Zusammenarbeit. Erfahren Sie, wie Schlafstörungen abgeklärt werden, was bei einem Thoraxtrauma geschieht oder wie Lungenkrebs operativ behandelt wird. Zudem erwarten Sie Alltagstipps für bessere Luft in Innenräumen.

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