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Sturz, Aufprall, Lebensgefahr!

12. Mai 2025

Ein schwerer E-Bike-Sturz, ein Unfall auf der Baustelle oder ein plötzlicher Aufprall beim Mannschaftssport – Brustkorb­verletzungen können das Leben der Betroffenen binnen Sekunden verändern.

  • Autor / Autorin PD Dr. med. Franco Gambazzi
  • Lesedauer ca. 4 Minuten
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Ein Aufprall, ein Sturz – und plötzliche Atemnot. Wenn der Brustkorb verletzt wird, kann jede Minute zählen. «Thoraxver­letzungen sind dann lebensbedrohlich, wenn innere Organe wie die Lunge oder das Herz betroffen sind und starke Blutungen auftreten», sagt PD Dr. med. Franco Gambazzi, Chefarzt und Klinikleiter der Thoraxchirurgie am Kantonsspital Aarau.

Die meisten Patientinnen und Patienten kommen nach Verkehrsunfällen ins Spital. «Vor allem E-Bike-Unfälle haben stark zugenommen. Viele Menschen überschätzen ihre Fähig­keiten oder unterschätzen das Risiko», sagt Gambazzi. Neben Verkehrsunfällen sind auch Stürze auf Baustellen oder beim Sport häufige Ursachen.

Schwere Brustkorbverletzungen werden in zwei Kate­gorien eingeteilt, stumpfe und scharfe Traumata. Während stumpfe Traumata meist durch Aufprall, Prellungen oder Stürze entstehen, sind scharfe Traumata Schnitt-, Stich- oder Schussverletzungen. Beide Formen können innere Blutungen, Luft im Brustraum oder lebensgefährliche Organverletzungen verursachen.

Schnelle Diagnostik und interdisziplinäres Handeln

Sobald eine Patientin oder ein Patient mit Thoraxverlet­zung in der Notaufnahme des KSA ankommt, wird sie bzw. er direkt in den Schockraum gebracht. «Dort erfolgt die schnelle Diagnostik, um das volle Ausmass der Verletzung zu erfassen und die lebensbedrohlichsten Zustände sofort zu behandeln», sagt Chefarzt und Klinikleiter Gambazzi.

«Die Zusammenarbeit der medizinischen Fachrichtungen ist entscheidend», betont Gambazzi. Neben der Thoraxchirurgie seien auch weitere Fachgebiete wie Notfallmedizin, Trauma­tologie, Anästhesie, Radiologie und die Intensivstation einge­bunden. «Ein strukturiertes Schema, das weltweit als Standard für die Notfallversorgung gilt, unterstützt uns dabei, rasch Ent­scheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen.»

Wann wird operiert?

Nicht jede Brustkorbverletzung muss operiert werden. «Einzelne Rippenbrüche können wir oft konservativ behan­deln», sagt Gambazzi. «Hier reichen Schmerzmittel und Ruhe, da die Rippen von allein heilen.» Anders sehe es aus, wenn mehrere Rippen gebrochen oder innere Organe betroffen sind. «In diesen Fällen stabilisieren wir die Rippen mit Platten und Schrauben. Innere Verletzungen beheben wir operativ.»

Ein häufiges operatives Verfahren sei die Thorakotomie oder, in ihrer kleineren Variante, die Thorakoskopie – die chirur­gische Öffnung des Brustkorbs. «Damit können wir Blutungen stillen, Lungenrisse nähen und zerstörtes Gewebe oder Fremd­körper entfernen», sagt Gambazzi. Ein weiteres wichtiges Ver­fahren sei die Thoraxdrainage. Hierbei werde überschüssiges Blut oder Luft aus dem Brustraum abgeleitet, um die Atmung zu stabilisieren.

Kurze Aufenthalte – schnelle Erholung

Dank moderner Operationstechniken und spezialisierter Materialien habe sich die Behandlung von Rippenbrüchen in den letzten Jahren stark verbessert. «Früher mussten wir gros­se Schnitte machen, um die Rippen zu stabilisieren. Heute gibt es spezielle Platten, die wir mit minimal-invasiven Zugängen anbringen können», erklärt Gambazzi. Das bedeute weniger Weichteilschäden und schnellere Genesung.

Hochspezialisierte Medizin für Schwerverletzte

Als eines der zwölf HSM-Traumazentren der Schweiz ver­fügt das KSA über die komplette Infrastruktur zur Behandlung schwerer Thoraxverletzungen. «Wir haben alle relevanten Dis­ziplinen vor Ort und ein eingespieltes Team, das für den Ernst­fall bereitsteht», betont Gambazzi. «Gerade die enge interdis­ziplinäre Zusammenarbeit zeichnet uns aus und macht den Unterschied, wenn es darauf ankommt.»

Wie wird ein Thoraxtrauma behandelt?

Eine Frau stürzt vom Pferd, erhält zusätzlich einen Hufschlag in die Brust und wird aufgrund schwerer Verletzungen im Brustkorb mit dem Rettungsdienst ins Spital gefahren. Die Verletzte wird in der Notfallstation untersucht. Wegen mehrerer Rippenbrüche und Luft und Blut im Brustraum muss sie operiert werden. Während der Operation werden Blutergüsse entfernt, das Zwerchfell wieder vernäht und die gebrochenen Rippen mit Platten stabilisiert. Nach wenigen Tagen im Spital kann sie wieder nach Hause.

Luft – Lunge – Leben

«Ohne Luft kein Leben» – eine einfache Wahrheit, der wir uns nur selten bewusst sind. Jeder Atemzug versorgt den Körper mit Sauerstoff, der die Zellen am Leben erhält. Atmen geschieht meist unbemerkt. Erst wenn unsere Lungen nicht mehr einwandfrei funktionieren, spüren wir, wie wichtig sie für unsere Gesundheit sind.

Am KSA engagieren sich Spezialistinnen und Spezialisten aus der Pneumologie, Thoraxchirurgie und Schlafmedizin für die bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten – mit modernster Diagnostik, langjähriger Erfahrung und interdisziplinärer Zusammenarbeit.

Auf lunge.ksa.ch erhalten Sie spannende Einblicke in diese Zusammenarbeit. Erfahren Sie, wie Schlafstörungen abgeklärt werden, was bei einem Thoraxtrauma geschieht oder wie Lungenkrebs operativ behandelt wird. Zudem erwarten Sie Alltagstipps für bessere Luft in Innenräumen.

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