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«Früh entdeckt, ist Lungenkrebs heilbar»

12. Mai 2025

Lungenkrebs ist die häufigste tödliche Krebs­erkrankung in der Schweiz. Das liegt auch daran, dass sie oft spät entdeckt wird. Früh erkannt, ist Lungenkrebs heilbar. Wie, erläutern Pneumologe Dr. med. Thomas Ertl und Thorax­chirurge Dr. med. Max Lacour im Interview.

  • Autor / Autorin KSA
  • Lesedauer ca. 5 Minuten
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Mit über 3000 Todesfällen pro Jahr ist Lungenkrebs die häu­figste tödliche Krebserkran­kung. Wieso sind die Heilungs­chancen bei dieser Krebsart so gering?

Max Lacour: Früh entdeckt, ist Lungenkrebs heilbar. Wird er in einem frühen Stadium behandelt, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate über 80 Pro­zent. Das Problem ist, dass Lungenkrebs häufig spät entdeckt wird.

Wieso wird Lungenkrebs oft spät entdeckt?

Thomas Ertl: Weil Lungenkrebs häufig keine Alarmsymptome hat. Klei­nere Herde in der Lunge spürt man nicht. Wenn der Krebs Beschwerden verur­sacht – anhaltender Husten, blutiger Auswurf oder sehr starkes Schwitzen in der Nacht –, kann es für eine Heilung schon zu spät sein. Dann können wir den Krebs im besten Fall durch neue Thera­pien, wie z.B. die Immuntherapie, in eine chronische Erkrankung umwandeln.

Was bedeutet das?

TE: Heute ist es durchaus möglich, mit Lungenkrebs, der bereits gestreut hat, viele Jahre zu überleben, wo es frü­her zum Teil nur Monate waren. Grund­sätzlich gilt: Je früher man den Krebs er­kennt, desto besser.

Welche Faktoren beeinflussen denn die Überlebenschancen?

TE: Fitness der Patientin oder des Patienten, Art des Lungenkrebses sowie Genetik des Tumors und Ausmass der Metastasierung – das sind die entschei­denden Aspekte. Nicht jeder Lungen­krebs lässt sich gleich behandeln.

ML: Patientinnen oder Patienten mit Lungenkrebs werden einmal wö­chentlich am interdisziplinären Lun­gen-Thoraxboard besprochen. Invol­viert sind Expertinnen und Experten aus der Nuklearmedizin, Radiologie, Pathologie, Onkologie, Pneumologie und Thoraxchirurgie. Sehr häufig gibt es ein multimodales Therapiekonzept, also eine Kombination der verschiede­nen Behandlungsmöglichkeiten wie Chemo-Immuntherapie, Operation und Bestrahlung.

Welche Aufgaben haben Sie als Pneumologe bei dem Ganzen?

TE: Wir kommen über die Luft­röhre sehr gut in das Innere der Lunge, um an befallenen Lymphknoten oder auch am Krebsgeschwür selbst minimal-invasiv und schonend Proben zu ent­nehmen. Uns reichen dabei kleine Pro­ben, um den Krebs präzise untersuchen zu können.

Dr. med. Thomas Ertl und Thoraxchirurge Dr. med. Max Lacour sind ein eingespieltes Team
Dr. med. Thomas Ertl und Thoraxchirurge Dr. med. Max Lacour sind ein eingespieltes Team

Im Zentrum der Behandlung steht die OP. Wie sieht diese aus, und wie viele werden am KSA durchgeführt?

ML: Im KSA werden bei Lungen­krebs pro Jahr zirka 120 Operationen durchgeführt. Wenn der Tumor früh er­kannt wird, kann die Operation meist in minimal-invasiver Operationstechnik durchgeführt werden. Rund 50 Prozent der Fälle werden jedoch erst im fortge­schrittenen Tumorstadium erkannt. Dann wird häufig vor der Operation eine Chemo-Immuntherapie durchgeführt. Ziel ist, dass der Tumor kleiner wird, so­dass der Krebs danach operativ vollstän­dig entfernt werden kann.

Wie ist die Lebensqualität der Erkrankten nach Entfernung eines Lungenlappens?

ML: Die Patientinnen und Pati­enten sind in den meisten Fällen nicht gross eingeschränkt. Heutzutage muss auch häufig nur noch ein Teil eines Lun­genlappens entfernt werden, sodass viel Lungengewebe erhalten bleibt.

TE: Häufig rauchen die Betroffe­nen und haben zusätzlich COPD, eine chronisch obstruktive Lungenerkran­kung. Bei ihnen müssen wir gut abklä­ren, ob eine OP überhaupt zumutbar ist. Es bringt ja nichts, wenn der Krebs ent­fernt ist, die Patientin oder der Patient aber kaum noch genügend Luft zum At­men bekommt. Es ist deshalb wichtig, vorab zu klären, wie viel Lungengewebe entfernt werden kann, ohne dass man die Person gefährdet.

Wieso sind Menschen mit Lungenkrebs im KSA gut aufgehoben?

ML: Wir sind ein eingespieltes Team, das schnell agiert. Die Zusam­menarbeit zwischen den Disziplinen funktioniert im KSA sehr gut.

TE: Ja, wir sind wie ein Getriebe, in dem die einzelnen Zahnräder gut inein­andergreifen, von modernster Diagnos­tik bis hin zur einfühlsamen Pflege am Bett. Wir können unsere Patientinnen und Patienten innert kürzester Zeit kom­plett diagnostizieren und einer Thera­pie zuführen. Wir können alles im Haus anbieten. Und wir haben kurze Wege. Das wird im Neubau sogar noch besser werden.

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Dr. med Max Lacour
Dr. med. Thomas Ertl

Luft – Lunge – Leben

«Ohne Luft kein Leben» – eine einfache Wahrheit, der wir uns nur selten bewusst sind. Jeder Atemzug versorgt den Körper mit Sauerstoff, der die Zellen am Leben erhält. Atmen geschieht meist unbemerkt. Erst wenn unsere Lungen nicht mehr einwandfrei funktionieren, spüren wir, wie wichtig sie für unsere Gesundheit sind.

Am KSA engagieren sich Spezialistinnen und Spezialisten aus der Pneumologie, Thoraxchirurgie und Schlafmedizin für die bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten – mit modernster Diagnostik, langjähriger Erfahrung und interdisziplinärer Zusammenarbeit.

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