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Der komplexe Kampf gegen Übergewicht: Ein ganzheitlicher Ansatz

1. Juli 2021

Dieser Beitrag taucht in die komplexe Welt des Übergewichts ein, indem er die gesellschaftlichen, psychologischen und medizinischen Herausforderungen beleuchtet. Er betont die Bedeutung eines ganzheitlichen und individuellen Therapieansatzes, wie er vom Kompetenzzentrum Ernährung, Essstörung und Adipositas praktiziert wird.

  • Autor / Autorin Dr. med. Gabriela Werder
  • Lesedauer ca. 3 Minuten
  • Themen Ernährung
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Ein gesellschaftliches Problem

Die Vielzahl der angepriesenen Diäten und Abnehmtipps oder Fernsehsendungen wie «The biggest loser» verdeutlichen es: Unsere Gesellschaft hat ein Problem mit dem Körpergewicht. Wer allein durch Wille und sportliche Leistung Gewicht verliert, so das Versprechen, ist nicht mehr länger ein Verlierer. Als ob es so einfach wäre. Betroffene wissen, in Wahrheit ist alles viel komplizierter.

Mehr als nur zu viele Kilos

Wer an Übergewicht leidet, hat es oft schwer im mehrfachen Sinn des Wortes. Schwer übergewichtige Menschen tragen nicht nur die Last ihres Gewichtes. Oft wiegt der soziale Druck, das auf Körperlichkeit reduzierte allgegenwärtig Schönheitsideal schwer auf den Psychen der Betroffenen. Hinzu kommt das gesundheitliche Risiko, das adipöse Menschen tragen. Die Adipositas, die Fettleibigkeit, ist mit einer Vielzahl von Begleiterkrankungen verbunden; dazu gehören unter anderem Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, hoher Blutdruck, Gelenk- und Rückenschmerzen sowie einige Krebsarten.

Nachhaltige Therapie anstatt Crash-Diät

Die Adipositas ist kein Schönheitsproblem, sondern eine ernstzunehmende und vielschichtige Ernährungs- und Stoffwechselerkrankung, deren Abklärung in professionelle und sensible Hände gehört. Das Adipositaszentrum des Kantonsspitals Aarau sowie das Kompetenzzentrum für Essstörungen, Adipositas und Psyche des Spitals Zofingen bieten hier weitreichende Hilfe durch ein interdisziplinäres Team an Fachexpertinnen und -experten, die alle Aspekte der Diagnose und Behandlung vereint: Von der Ernährungsberatung, über medizinisch-therapeutische Begleitung und psychologische Betreuung bis zu operativen Möglichkeiten. Vor allem aber eines: eine garantiert individuelle und nachhaltige Rundumbetreuung auf einem gemeinsam mit den Betroffenen erarbeitetem Weg.

Verschiedene Auslöser möglich

Die Ursachen für Adipositas sind vielfältig und mit der individuellen Lebensweise oder Veranlagung verbunden. Bewegungsmangel, zu hohe Energiezufuhr, falsche Ernährungsgewohnheiten in Kombination mit einer bestimmten Stoffwechselveranlagung, aber auch seelische Probleme können zu Adipositas führen. In einem ersten Schritt müssen die individuellen Gegebenheiten jeweils genau abgeklärt werden. Liegt eine Stoffwechselerkrankung vor? Sind bereits Folgeerkrankungen (Bluthochdruck, Diabetes, Schlafapnoe etc.) durch das Übergewicht feststellbar, wie hoch sind die Kalorienzufuhr und der Energiebedarf? Wie steht es um die psychische Verfassung?

Personalisierte Behandlung je nach Situation

Erst nach einer solch umfassenden Abklärung kann ein gemeinsamer Weg für die Behandlung des Übergewichtes und bereits vorliegender Begleiterkrankungen entwickelt werden. Ob eine zunächst konservative Behandlung mit Ernährungsberatung, Bewegungs- und Körperwahrnehmungstherapie in Frage kommt oder eine unterstützende medikamentöse Therapie, wird für jeden Patienten und jede Patientin individuell untersucht und besprochen. Eine Veränderung des Lebensstils, im Bedarfsfall mit psychologischer Betreuung, ist in vielen Fällen anzustreben und wichtig für eine erfolgversprechende Therapie. Das gilt auch für die zumeist effizienteste und unter diesen Bedingungen nachhaltigste Therapieoption für Betroffene mit einem BMI über 35 kg/m2: die bariatrische Chirurgie, d.h. die Behandlung durch einen operativen Eingriff.

Chirurgische Eingriffe als Therapieoption

Die am häufigsten zur Anwendung kommenden Verfahren sind dabei das Anlegen eines «Magenbypasses» oder eines «Schlauchmagens». In beiden chirurgischen Eingriffen geht es darum, durch eine Verringerung des Magenvolumens das Fassungsvermögen und damit die mögliche Nahrungszufuhr zu reduzieren resp. ein rascheres Sättigungsgefühl zu erreichen. Ein Magenbypass beeinflusst zusätzlich die Nahrungsaufnahme im Dünndarm.

Eine langfristige Nachsorge nach einer Operation mit regelmässigen Kontrollen und Gesprächen über die persönliche Lebenssituation gehört zum Betreuungsangebot an beiden Zentren. So erreichen wir nachhaltige Erfolge und der Patient findet ein neues persönliches Gleichgewicht. Für die Betroffenen gleichbedeutend mit dem Gewinn einer neuen Lebensqualität.

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