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    Endometriose – mehr als Menstruationsschmerzen

    20. Oktober 2025

    Endometriose bleibt oft jahrelang unerkannt. Dabei wäre eine frühe Diagnose entscheidend, um Schmerzen zu lindern und Spätfolgen zu vermeiden.

    • Autoren / Autorinnen Dr. med. Sandra Tschirky Dipl. Arzt Ploutarchos Vergoulidis
    • Lesedauer ca. 5 Minuten
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    Starke Regelschmerzen? Gehört halt dazu. Bauchkrämpfe, die dich tagelang ausser Gefecht setzen? Da musst du durch. Solche Sätze müssen sich viele Betroffene immer wieder anhören. Dabei steckt hinter heftigen Regelbeschwerden nicht selten eine chronische Erkrankung: Endometriose.

    Rund jede zehnte Frau ist betroffen. Bei ihnen wächst gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe ausserhalb der Gebärmutter – meist im Bauchraum, mitunter auch an Blase, Darm oder Eierstöcken. «Dieses Gewebe verhält sich ähnlich wie die normale Gebärmutterschleimhaut und reagiert auf hormonelle Veränderungen im Zyklus», erklärt Dr. med. Ploutarchos Vergoulidis, Leiter des Endometriosezentrums am KSA, und sagt weiter: «Es kann zu Entzündungen, Verwachsungen und erheblichen Schmerzen kommen, und zwar nicht nur während der Menstruation, sondern auch davor, danach oder dauerhaft.»

    Eine Krankheit mit vielen Gesichtern

    Die Symptome von Endometriose sind vielfältig: starke Periodenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, beim Wasserlassen oder Stuhlgang, chronische Müdigkeit, Erschöpfung, unerfüllter Kinderwunsch. «Gerade weil das Beschwerdebild so breit ist, wird Endometriose häufig erst spät erkannt», sagt Vergoulidis. Durchschnittlich dauert es bis zu zehn Jahre bis zur Diagnose. Auch weil viele Frauen lange still leiden – aus Scham, Unwissen oder weil ihr Umfeld die Beschwerden als normal abtut.

    Ein weiterer Grund für die späte Diagnose: Die Krankheit lässt sich in der Bildgebung nicht immer eindeutig erkennen. «Kleine Herde sieht man im spezialisierten Ultraschall oder MRT oft nicht», erklärt Vergoulidis. Eine definitive Diagnose bringt meist erst eine Bauchspiegelung – ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem die Herde gleichzeitig entfernt werden können.

    Erfahrungsbericht einer Endometriose-Patientin

    Wie fühlt sich das Leben mit Endometriose an? Die 21-jährige Larissa gibt einen ehrlichen Einblick in ihren Alltag mit dieser chronischen Erkrankung. Die Texte stammen aus einem tagebuchähnlichen Erfahrungsbericht.

    «Heute geht es mir nicht gut. Ich habe meine Periode bekommen. Die Schmerzen sind kaum auszuhalten – am liebsten würde ich einfach im Bett bleiben. Aber ich nehme meine Medikamente und schleppe mich irgendwie zur Arbeit.»

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    «Kein Tag gleicht dem anderen. Die Planung meiner Woche ist fast unmöglich. Ohne meine Medikamente gehe ich nicht mehr aus dem Haus.»

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    «Häufig kreisen Gedanken in meinem Kopf: ‹ Wie wird es mir heute gehen? ›, ‹ Wird es wieder so schlimm? ›, ‹ Was soll ich essen, damit mir nicht übel wird?› Ich komme einfach nicht zur Ruhe.»

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    «Für Aussenstehende ist schwer zu verstehen, was es bedeutet, mit Endometriose zu leben. Es ist schwer zu erklären. Ich muss mich oft wiederholen, bis es verstanden wird. Meine Familie, mein Partner und Freunde helfen mir zum Glück und sind immer für mich da, das stärkt mich.»

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    «Seit ich mit der Operation die Diagnose Endometriose schwarz auf weiss bestätigt bekommen habe, bin ich zwar erleichtert, dass ich mir die Schmerzen nicht nur einbilde. Dennoch war es auch schwer, den Befund zu verdauen.»

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    «Im Endometriosezentrum am KSA fühlte ich mich das erste Mal seit Langem ernst genommen. Ich wurde gut aufgenommen und werde liebevoll und professionell betreut. Hier wird mir ge­holfen, mit der Erkrankung besser umzugehen. Das gibt mir viel Kraft.»

    Dr. med. Ploutarchos Vergoulidis und Dr. med. Sandra Tschirky.
    Dr. med. Ploutarchos Vergoulidis und Dr. med. Sandra Tschirky.

    Frühzeitige Abklärung lohnt sich

    Trotzdem ist der erste Schritt zur Diagnose oft ganz einfach: ein offenes Gespräch mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen. «Wir empfehlen Frauen, einen Menstruations- oder Schmerzkalender zu führen», sagt Dr. med. Sandra Tschirky, Leitende Ärztin am Endometriosezentrum am KSA, «so lassen sich Muster erkennen und Beschwerden objektiver einschätzen.» Auffällig ist etwa, wenn Schmerzen während der Menstruation zunehmen, sich im Laufe der Zeit auf den ganzen Zyklus ausdehnen oder Schmerzmittel kaum noch helfen.

    Betroffene sollten ihre Bedenken frühzeitig äussern. Vor allem dann, wenn die Lebensqualität leidet oder ein unerfüllter Kinderwunsch besteht. «Je früher wir eingreifen, desto besser lässt sich eine Schmerzchronifizierung verhindern», sagt Tschirky.

    Intim, aber nicht tabu

    Frauengesundheit betrifft alle Lebensphasen einer Frau – von der ersten Periode bis ins hohe Alter. Themen wie Endometriose, Inkontinenz oder Brustkrebs bewegen, können aber auch verunsichern. In unserer Frauenklinik am KSA stehen Sie als Frau im Mittelpunkt – wir begleiten Sie mit Wissen, Empathie und moderner Medizin durch alle Lebensphasen.

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