Interview | REDCap@KSA: Im Gespräch mit Oliver Riesterer und Sonja Schwenne
12. September 2025Am Kantonsspital Aarau gibt es seit Mai 2023 REDCap – ein digitales Tool zur Unterstützung klinischer und wissenschaftlicher Studien. Es ermöglicht Forschenden, ihre Projekte effizient, datenschutzkonform und transparent umzusetzen. Luzia Jäger und Valerie Haller sprachen mit Prof. Oliver Riesterer, Projektleiter, und Sonja Schwenne, Leiterin REDCap Office, über Erfolge und nächste Ziele. Beide haben das Projekt REDCap@KSA in den letzten Jahren am KSA aufgebaut und vorangetrieben mit Unterstützung der KSA-IT.
- ui.website.news_detail.authors Prof. Dr. med. Oliver Riesterer Sonja Schwenne
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Vielen Dank, dass ihr heute von REDCap berichtet. Wie ist das Projekt REDCap am Kantonsspital Aarau angelaufen?
Oliver: Das Projekt REDCap ist im Mai 2023 gestartet, und nach den ersten zwei Jahren kann man sagen: Es läuft sehr gut. Es war am Anfang unklar, wieviele klinische Studien und Forschungsprojekte am KSA mit REDCap arbeiten können und wie die Resonanz unter den Forschenden sein würde. Wir hatten ursprünglich mit maximal 10 Forschungsprojekten pro Jahr gerechnet, die REDCap nutzen.
Sonja: Was die Zahl der Projekte angeht, ist REDCap sehr erfolgreich gestartet. Aktuell laufen 44 Projekte, bereits im ersten Jahr wurden 22 angelegt. Weitere Projekte sind noch in Vorbereitung. Zu Beginn erhielten wir allerdings auch Anfragen für Projekte, die nicht für REDCap geeignet sind.
Oliver: Das Ziel der Einführung von REDCap war es, den Zugang zur Forschung niederschwellig zu gestalten und sicherzustellen, dass die Projekte den regulatorischen Vorgaben entsprechend unkompliziert durchgeführt werden können. So wird die Qualität der Forschungsprojekte am KSA nachhaltig unterstützt. Aus dieser Perspektive ist REDCap@KSA ein grosser Erfolg.
Oft hört man: „Warum REDCap? Für so ein kleines Projekt reicht Excel, das ist nur Mehraufwand.“ Wie reagiert ihr darauf?
Sonja: Excel ist nicht geeignet für eine valide Datenerhebung, da weder Sicherheit, noch Nachvollziehbarkeit oder Datenintegrität gewährleistet sind. Für Forschende ist es wichtig, dass der Aufwand klein bleibt. Viele merken erst in der Durchführung, wie einfach und transparent REDCap ist. Oft kommt dann das Feedback: „Hätte ich doch schon früher mit REDCap angefangen!“
Oliver: Eigentlich wissen die meisten Forschenden, dass Excel kein geeignetes Forschungstool ist – weder zeitgemäss noch datenschutzkonform. Viele sind dankbar, dass sie ein anwenderfreundliches Tool bekommen, mit dem sie eine qualitativ hochstehende und sichere Datenerfassung machen können, ohne zu riskieren, dass mit einem falschen Klick irreparable Probleme an der Datenbank entstehen können.
Sonja: Sobald Daten in REDCap erfasst sind, kann man Formulierungen anpassen, Auswertungen vorbereiten und viel Transparenz schaffen. Selbst bei kleinen Projekten lohnt es sich – gerade, wenn man die Auswertung von Anfang an mitdenkt.
Welche Projekte eignen sich nicht für REDCap?
Sonja: REDCap wird vom Forschungsrat finanziell unterstützt. Deshalb wird Forschung priorisiert. Alles andere – wie Mitarbeiterbefragungen, Zufriedenheitsumfragen oder Schulungsevaluationen – wird nicht unterstützt. Für Industriestudien, deren Daten später kommerziell genutzt werden, darf REDCap zudem aus Lizenzgründen nicht verwendet werden.
Oliver: Im ersten Jahr hatten wir einige Anfragen, die nicht passend waren, im letzten Jahr waren es dann nur noch zwei – das Wissen, für welche Art von Projekten wir REDCap am KSA anwenden wollen, ist also am KSA bereits etabliert.
Euer ursprüngliches Ziel war zehn Projekte pro Jahr. Mittlerweile seid ihr weit darüber. Was ist aktuell das Wichtigste bei der Umsetzung?
Oliver: Aufgrund der grossen Projektzahl müssen wir die Ressourcen gut einteilen und möglichst effizient mit den Forschenden zusammenarbeiten. Wir haben Ziele, wie wir die Anwendung von REDCap weiter verbessern wollen.
Sonja: Ein grosses Thema ist die papierlose Abwicklung von Studien. Bisher ist der Usus, dass zB Teilnehmerkodierungs-Listen nach wie vor auf Papier oder als Excelfile abgelegt werden. Wir wollen die komplette elektronische Studienführung unterstützen. Aktuell läuft ein Pilotprojekt für elektronische Studieneinwilligungen („E-Consent“). Wenn diese Studie von der Ethikkommission genehmigt wird, wäre es meines Wissens die erste REDCap-Studie mit E-Consent in der Schweiz. Diese Anwendung kann auch in anderen Projekten zum Einsatz kommen.
Oliver: Erwähnenswert ist, dass REDCap sehr gut für PROMs (Patient Reported Outcome Measures) geeignet ist. Es ermöglicht die automatisierte Versendung von Fragebögen zu definierten Zeitpunkten und erleichtert die Auswertung der Fragebögen. Das ist ein Bereich, den man in Zukunft weiter ausbauen kann.
Sonja: Wir planen aktuell, allen Projektleitenden automatisiert eine jährliche Abfrage zum Projektverlauf zu senden. So sehen wir, wie sich die Projekte entwickeln und können bei Bedarf gezielt Unterstützung anbieten.
Wie läuft die Kooperation zwischen euch und Basel?
Sonja: Die Zusammenarbeit mit Basel empfinde ich als sehr kollegial und wohlwollend. Das Departement klinische Forschung (DKF) in Basel unterstützt einerseits die technische Seite von REDCap intensiv. Sie führen bei jedem Update die Systemvalidierung durch und testen alle Funktionen. Die frisch validierte Software geben sie uns weiter, und wir prüfen noch die KSA-spezifischen Anpassungen. Andererseits kann ich auch auf Anwenderebene jederzeit nachfragen. So können wir praxisnah zusammenarbeiten.
In welcher Phase des Projektes sollte man sich an euch wenden? Bereits bei der ersten Idee oder erst, wenn die Finanzierung gesichert ist?
Sonja: Am besten wendet man sich bereits in der Planungsphase an uns. So kann REDCap optimal in das Projekt integriert werden und maximal unterstützen. Das spart Ressourcen bei den Forschenden und im REDCap-Office. Idealerweise haben die Forschenden sich bereits Gedanken zur Durchführung des Projekts gemacht und bringen ein Konzept mit. Ich präferiere mehrere kurze gegenüber langen Beratungsterminen.
Danke für diesen Einblick! Es klingt, als wäre REDCap am Kantonsspital wirklich eine Erfolgsgeschichte – technisch innovativ und praktisch nützlich.