Je früher erkannt, desto besser die Heilungschancen
20. Oktober 2025
In der Schweiz erkranken jedes Jahr rund 6600 Frauen an Brustkrebs. Früh entdeckt, lässt sich die Krankheit heute oft gut behandeln.
- Autoren / Autorinnen Dr. med. Daniela Schwegler-Guggemos dipl. Ärztin Vasiliki Gorgorini
- Lesedauer ca. 3 Minuten
Frau Gorgorini, wem empfehlen Sie eine Mammographie?
Vasiliki Gorgorini: Wir empfehlen in der Schweiz allen Frauen zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre eine Mammographie. Wenn nahe Verwandte – zum Beispiel Mutter oder Schwester – früh an Brustkrebs erkrankt sind, sollte man fünf bis zehn Jahre vor dem Erkrankungsalter der Angehörigen mit der Vorsorge beginnen.
Warum ist die Früherkennung so wichtig?
Gorgorini: In den frühen Stadien liegt die Überlebensrate bei über 90 Prozent. Wird Brustkrebs hingegen erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, kann die Überlebenschance auf 30 Prozent sinken. Das zeigt, wie entscheidend der Zeitpunkt der Diagnose ist.
Frau Schwegler-Guggemos, viele Frauen haben Angst vor einer Mammographie. Was erwartet sie bei der Untersuchung?
Daniela Schwegler-Guggemos: Bei uns empfangen spezialisierte Radiologie-Fachpersonen die Frauen, erklären ihnen den Ablauf der Mammographie Schritt für Schritt und führen danach die Untersuchung durch. Es stimmt, dass bei der Untersuchung Druck auf die Brust ausgeübt wird. Das ist zwar etwas unangenehm, aber leider nötig. Denn je besser die Kompression, desto niedriger die Strahlenbelastung und desto aussagekräftiger das Bild. Unsere Fachpersonen gehen sehr einfühlsam mit den Frauen um. Bei Bedarf kann man vor der Untersuchung auch ein Schmerzmittel einnehmen.
Welche modernen Verfahren kommen bei der Diagnostik noch zum Einsatz?
Schwegler-Guggemos: Wir führen fast immer eine sogenannte Tomosynthese durch – ein modernes Verfahren mit Schichtaufnahmen der Brust. Man kann sich das wie ein Durchscrollen durch das Gewebe vorstellen. So lassen sich Veränderungen besser erkennen. Bei Bedarf werden dann noch ergänzende Verfahren wie Ultraschall, MRT oder Biopsien durchgeführt.
Bekommen die Frauen direkt eine Diagnose?
Schwegler-Guggemos: Ja, die Frauen erfahren direkt vor Ort, ob alles unauffällig ist oder weitere Abklärungen nötig sind. Alle Aufnahmen werden bei uns zudem noch von einer dritten Fachperson, einer spezialisierten Senoradiologin, geprüft. Das bietet zusätzliche Sicherheit.
Sie testen derzeit auch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Wozu soll diese künftig dienen?
Schwegler-Guggemos: Wir prüfen aktuell ein KI-System des Schweizer Unternehmens b-rayZ. Die KI soll Fachpersonen gezielt unterstützen, indem sie Auffälligkeiten in den Brustbildern hervorhebt. Wichtig ist: Die KI ersetzt keine Expertinnen und Experten – der Mensch bleibt im Zentrum.
Frau Gorgorini, wie geht es weiter, wenn Brustkrebs diagnostiziert wird?
Gorgorini: Dann beginnt ein eng abgestimmter interdisziplinärer Prozess. Wir besprechen jeden Fall in unseren Tumorkonferenzen mit Radiologie, Gynäkologie, Onkologie, Strahlentherapie, plastischer Chirurgie, Pathologie und Pflege. Daraus entsteht ein individueller Therapieplan, der die Tumorart, das Stadium und die persönlichen Bedürfnisse der Patientin berücksichtigt.

Wie sieht eine typische Behandlung aus?
Gorgorini: In rund 80 Prozent der Fälle ist eine brusterhaltende Operation möglich. Der Tumor wird dabei mit einem Sicherheitsabstand entfernt, das restliche Brustgewebe bleibt erhalten. Danach folgt eine Strahlentherapie, um das Rückfallrisiko im Brust- und Lymphabflussgebiet zu senken. Nur wenn der Tumor sehr ausgedehnt ist oder genetische Risikofaktoren bestehen, wird eine vollständige Brustentfernung empfohlen. Auch in diesen Fällen ist ein Wiederaufbau mit Eigengewebe oder einer Prothese möglich.
Welche zusätzlichen Therapien gibt es?
Gorgorini: Je nach Tumorbiologie kommen ergänzend zur Operation Medikamente zum Einsatz – etwa Hormonblocker zur Rückfallvermeidung oder eine Chemotherapie. Bei besonders aggressiven Tumoren beginnt die Behandlung vor dem Eingriff manchmal auch mit einer medikamentösen Therapie. Das kann helfen, den Tumor zu verkleinern, um später gezielter operieren zu können.
Was bietet das KSA darüber hinaus?
Gorgorini: Ein grosses Plus ist die kontinuierliche Betreuung. Unsere Breast and Cancer Care Nurses stehen den Patientinnen während des gesamten Prozesses zur Seite – medizinisch, organisatorisch und psychosozial. Wir arbeiten zudem eng mit der integrativen Onkologie zusammen. Sie bietet unter anderem Akupunktur bei Übelkeit, Wickel zur Rhythmusregulation oder pflanzliche Präparate zur Magenberuhigung. Ziel ist es, Nebenwirkungen frühzeitig zu lindern und die Selbstwirksamkeit der Patientinnen zu stärken.
Intim, aber nicht tabu
Frauengesundheit betrifft alle Lebensphasen einer Frau – von der ersten Periode bis ins hohe Alter. Themen wie Endometriose, Inkontinenz oder Brustkrebs bewegen, können aber auch verunsichern. In unserer Frauenklinik am KSA stehen Sie als Frau im Mittelpunkt – wir begleiten Sie mit Wissen, Empathie und moderner Medizin durch alle Lebensphasen.
Auf frauengesundheit.ksa.ch finden Sie vielfältige Inhalte rund um die Frauengesundheit: verständliche Erklärungen, praktische Tipps sowie Einblicke in die Arbeit unserer Spezialistinnen und Spezialisten.