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    Tabuthema Inkontinenz bei Frauen

    20. Oktober 2025

    Gegen eine halbe Million Frauen in der Schweiz leben mit einer Inkontinenz. Viele davon machen das Problem mit sich selbst aus. Dabei lässt sich eine Inkontinenz oft einfach und wirksam behandeln.

    • Autor / Autorin Dr. med. Elisaveta Gerova
    • Lesedauer ca. 3 Minuten
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    Brigitte N. wusste, dass Inkontinenz nach Geburten oder mit dem Alter eintreten kann. Es fing schleichend an. Erst dachte sie, sie würde die Inkontinenz mit Beckenbodentraining und Physiotherapie in den Griff bekommen. Dem war aber nicht so. Im Gegenteil, die Inkontinenz wurde stärker, insbesondere in stressigen Momenten. Etwa ein Jahr lang hat sie gewartet, bis sie sich ans Beckenbodenzentrum des KSA wandte.

    Heute frage sie sich: «Warum bin ich nicht schon früher gegangen?» Eine Aussage, die Dr. med. Elisaveta Gerova, Leiterin des Beckenbodenzentrums und Oberärztin an der Frauenklinik, oft hört.

    Inkontinenz muss frau nicht hinnehmen

    Für viele Betroffene ist Inkontinenz ein Tabu, dessen Nachteile sie erdulden. Mit diesem zu brechen und Frauen zu ermuntern, sich behandeln zu lassen, ist ihr wichtig. «Es gibt sehr gute und unkomplizierte Behandlungen, welche die Lebensqualität spürbar verbessern», erklärt die Ärztin. Dass diese Behandlungen wirken, bestätigen der Ärztin 95 Prozent zufriedene Patientinnen.

    Laut einer internationalen Studie leiden 44 Prozent der Frauen an Inkontinenz. Eine häufige Form ist die Belastungsinkontinenz. Typisch für eine solche ist der unkontrollierte Urinverlust bei körperlicher Anstrengung, etwa beim Husten, Lachen, Springen oder beim Sport. Die Ursache liegt nicht nur in der Blase selbst, sondern auch in der geschwächten Haltefunktion der Bänder der Harnröhre.

    «Wenn der Druck im Bauchraum steigt, kann die Harnröhre dem nicht mehr genug entgegensetzen, und es kommt zum Urinverlust», erklärt Dr. med. Elisaveta Gerova. Verschärfe sich das Problem, reduzierten viele Frauen ihre Trinkmenge oder verzichteten auf Sport. Doch das müsse nicht sein, denn die Behandlungsmöglichkeiten seien vielfältig.

    Gute Abklärung, gute Therapien

    Am Anfang jeder Behandlung steht eine sorgfältige Abklärung: Fragebögen, ein Blasentagebuch, eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls eine Blasendruckmessung (Urodynamik). «Allein durch die Fragebögen und das Blasentagebuch gewinnen wir oft schon entscheidende Hinweise», sagt Gerova.

    Je nach Befund erfolgt die Therapie konservativ, etwa mit Beckenbodenphysiotherapie oder Pessaren. Viele Beschwerden lassen sich so gut in den Griff bekommen. Wenn der Leidensdruck hoch ist oder die Beschwerden seit Jahren bestehen, hilft ein kleiner Eingriff. Diesem hat sich auch Brigitte N. unterzogen.

    Zertifiziertes interdisziplinäres Beckenbodenzentrum

    Das zertifizierte interdisziplinäre Beckenbodenzentrum am KSA bietet ein breites Leistungsangebot für konservative und für chirurgische Behandlungen bei Beckenbodenproble­men. Bei komplexen Situationen wie Beckenbodenschwäche, Blasenentleerungsstörungen oder Stuhlinkontinenz spannen die Spezialistinnen und Spezialisten zusammen. Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit aus Gynäkologie, Urologie, Proktologie und Physiotherapie entstehen ganzheitliche Therapiekonzepte.

    Nach erfolgreicher Behandlung: Brigitte N. bei der Nachkontrolle im Kantonsspital Aarau mit Dr. med. Elisaveta Gerova.
    Nach erfolgreicher Behandlung: Brigitte N. bei der Nachkontrolle im Kantonsspital Aarau mit Dr. med. Elisaveta Gerova.

    Die Schlingen-OP: ein wirkungsvoller Eingriff

    Bei der sogenannten Schlingenoperation wird eine feine Bandstruktur unterhalb der Harnröhre angelegt. Der Eingriff dauert nur etwa 20 Minuten, erfolgt in Lokalanästhesie und die Pa­tientinnen sind währenddessen wach. «Wir lassen die Patientinnen während des Eingriffs husten, um die Schlinge optimal zu positionieren», sagt Elisaveta Gerova. Das Ziel sei, dass die Frauen keinen Urin mehr verlieren, die Schlinge aber nicht zu eng sitzt, damit sich die Blase vollständig entleeren kann. Die Patientinnen bleiben eine Nacht am KSA, erholen sich meist schnell und benötigen kaum Schmerzmittel. Brigitte N. verspürte nach der OP noch ein leichtes Brennen, das sich nach ein paar Tagen legte.

    Überaktive Blase und nächtliche Inkontinenz

    Eine andere Ursache für eine Inkontinenz kann auch eine überaktive Blase sein – also ein ständiger, oft plötzlichen Harndrang. Diese wird zum Beispiel mit Beckenbodentherapie, Elektro-therapie, Medikamenten oder durch Botox-Injektionen in die Blase behandelt. Die nächtliche Inkontinenz ist seltener, bedarf aber einer vertieften Abklärung, da die Ursachen vielfältige Gründe haben können.

    Intim, aber nicht tabu

    Frauengesundheit betrifft alle Lebensphasen einer Frau – von der ersten Periode bis ins hohe Alter. Themen wie Endometriose, Inkontinenz oder Brustkrebs bewegen, können aber auch verunsichern. In unserer Frauenklinik am KSA stehen Sie als Frau im Mittelpunkt – wir begleiten Sie mit Wissen, Empathie und moderner Medizin durch alle Lebensphasen.

    Auf frauengesundheit.ksa.ch finden Sie vielfältige Inhalte rund um die Frauengesundheit: verständliche Erklärungen, praktische Tipps sowie Einblicke in die Arbeit unserer Spezialistinnen und Spezialisten.

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