Neurochirurgie

Innovative Technologien

Hybrid-Operationssaal

Ein Hybrid-Operationssaal ist ein hochmodern ausgestatteter Operationssaal, in dem sehr komplexe Eingriffe, u. a. am Gehirn und an den Blutgefässen, durchgeführt werden. Ein solcher Operationssaal verfügt über eine hoch leistungsfähige Bildgebungsanlage. Diese ermöglicht nicht nur herkömmliche Darstellungen der Gefässe, sondern kann um die Patientin oder den Patienten rotieren und so hochauflösende 3D-Gefäss- wie auch CT-Bilder generieren. Neurochirurginnen und -chirurgen arbeiten im hochmodernen Hybrid-Operationssaal Hand in Hand mit den Kolleginnen und Kollegen der Neuroradiologie zusammen. Jede Patientin und jeder Patient erhält somit die bestmögliche Therapie, sei dies in einer offenen und mikrochirurgisch durchgeführten Operation (mithilfe von hochauflösenden Mikroskopen und präzisen Instrumenten), über einen Katheter endovaskulär minimal-invasiv (heisst durch die Gefässe von innen) oder in einem kombinierten Eingriff.  

Intraoperativer navigationsgestützter Ultraschall

Hirntumoren sollten in der Regel komplett entfernt werden. Gleichzeitig sollten bei einer Hirnoperation nicht betroffene Regionen des Gehirns – wenn immer möglich – geschont werden. Allerdings ist gesundes und krankes Hirngewebe während einer Operation nicht immer eindeutig voneinander zu unterscheiden. Während der Operation kann es dazu kommen, dass sich das Gehirn durch das Entfernen von krankem Hirngewebe und das Austreten von Hirnwasser innerhalb des Schädelknochens verschiebt. Mithilfe eines navigationsgestützten Ultraschallgeräts können während der Operation laufend aktualisierte Bilder des Hirngewebes aufgenommen werden. Diese Bilder helfen dem Operationsteam, eine eintretende Verschiebung des Gehirns sofort zu kompensieren. Zusätzlich können auf diese Weise kleinste Reste von Tumorgewebe lokalisiert und mittels hochpräziser Navigation entfernt werden. 

Intraoperative Blutflussmessung

Bei einer Gefässoperation sollten krankhafte Abschnitte von Blutgefässen vollständig von der gesunden Durchblutung des Gehirns getrennt werden. Bei manchen Eingriffen kann es notwendig sein, nicht nur während der Operation Röntgenbilder zu erstellen (im speziellen Hybrid-Operationssaal) und Videos von den Blutgefässen aufzunehmen (ICG-Videoangiographie), sondern auch genau zu messen, wie viel Blut durch ein bestimmtes Gefäss fliesst. Dies erfolgt durch kleinste Sensoren eines speziellen Ultraschallmessgerätes. Diese Messungen während der Operation helfen dem Operationsteam, bei bestimmten Krankheiten der Blutgefässe optimale Umgehungswege (Bypass) zu finden und zu schaffen. 

Robotik (Cirq Brainlab)

Der Cirq ist ein computergesteuerter teilrobotischer Arm, der Chirurginnen und Chirurgen bei komplexen Eingriffen unterstützt. Die chirurgischen Arbeitsschritte führt das Operationsteam weiterhin selbst durch. Der Roboter hilft jedoch, die Operationen sehr präzise, zeitsparend und strahlungsarm zu gestalten. Die Chirurginnen und Chirurgen bringen mit Hilfe des Cirq-Roboters zum Beispiel Schrauben in die Wirbelsäule ein und setzen präzise und minimal-invasiv, d.h. über eine möglichst kleine Einschnittstelle, Elektroden in das Hirngewebe ein. In der Hirnchirurgie wird der Cirq zum Beispiel bei Hirntumoren und Epilepsie eingesetzt, in der Wirbelsäule kommt er bei stabilisierenden Operationen zum Einsatz. 

In unserem Blogbeitrag erfahren Sie mehr über den Cirq Roboter, der seit Juni 2023 am KSA im Einsatz ist. 

Intraoperative Computertomographie

Die intraoperative Computertomographie (kurz: iOP-CT) generiert Röntgenbilder während der Operation direkt im Operationssaal, so dass die Chirurginnen und Chirurgen während des Eingriffs ihre Arbeitsschritte kontrollieren und gegebenenfalls Anpassungen direkt vornehmen können. Ausserdem können mit 3D-BV (dreidimensionale Bildverstärkung) Livebilder während der Operation erstellt werden, die für die computergesteuerte Navigation des Eingriffes verwendet werden können. Das hat den Vorteil, dass das Operationsteam noch präziser und schneller arbeiten kann.  

Spinale Navigation

Die computergestützte Navigation wird in der Neurochirurgie am Kopf schon sehr lange eingesetzt, um Hirntumore so schonend wie möglich zu operieren. Die Einführung in der Wirbelsäulenchirurgie ist vor einigen Jahren erfolgt. Mit dieser Technologie können Chirurginnen und Chirurgen während der Operation auf Computertomographie-Aufnahmen der Wirbelsäule zurückgreifen, die vor oder während der Operation angefertigt wurden (siehe intraoperative Computertomographie). Das Operationsteam verfügt über Instrumente, die mit optischen Markern ausgestattet sind, sowie zwei Infrarotkameras, die ihnen die exakte Position der Wirbelsäule und der Instrumente anhand der Marker anzeigen. So weiss die Operateurin oder der Operateur genau, was sich wo im Körper befindet, ohne auf strahlungsintensive Röntgenbilder während der Operation angewiesen zu sein. Dadurch kann gezielt, genau und schonend operiert sowie Schrauben oder Platzhalter eingebracht werden. Zudem wird die Strahlenbelastung für das Operationsteam fast komplett reduziert. 

Fluoreszenzgestützte Bildgebung ICG-VIDEO-ANGIOGRAPHIE

Operationsmikroskope ermöglichen die sogenannte «fluoreszenzgestützte Bildgebung» während des chirurgischen Eingriffes. Hierzu wird der Patientin oder dem Patienten über die Vene ein Farbstoff (Indocyaningrün – ICG) verabreicht, der anschliessend im Körper zirkuliert. Durch einen Laser im Mikroskop wird der Farbstoff aktiviert und über einen speziellen Filter sichtbar gemacht. So erhalten Neurochirurginnen und -chirurgen Informationen über gesunde und kranke Blutgefässe des Gehirns und des Rückenmarks. Sie können die Durchgängigkeit prüfen und Venen von Arterien unterscheiden. Dadurch können sie auch komplexe Fehlbildungen, wie zum Beispiel Schwachstellen in den Blutgefässen oder krankhafte Verbindungen zwischen Arterien und Venen, sicher und komplett behandeln.    

Fluoreszenzgestützte Bildgebung 5-ALA

In der Regel sollte ein Tumor des Gehirns komplett entfernt werden. Gleichzeitig sollten gesunde und wichtige Regionen des Gehirns – wenn immer möglich – geschont werden. Allerdings ist gesundes und krankes Hirngewebe während einer Operation nicht immer eindeutig voneinander zu unterscheiden. Bei dem Verfahren von 5-ALA nimmt die Patientin oder der Patient ca. drei bis vier Stunden vor einer Tumor-Operation am Gehirn einen Farbstoff in flüssiger Form zu sich (5-ALA). Der Farbstoff reichert sich vor allem in krankhaft verändertem Hirngewebe an. Wird der Farbstoff durch einen Laser angeregt und über einen Filter dargestellt, können Neurochirurginnen und Neurochirurgen bösartige Tumore besonders gut von gesundem Gewebe unterscheiden. Sie können einen Tumor vollständig entfernen, ohne gesundes Gewebe zu gefährden und neurologische Ausfälle zu riskieren.